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Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg, so der ganze und von Geburt an gültige Namen, wird am 15. November 1907 im Schloss zu Jettingen in Bayerisch Schwaben geboren, sein Zwillingsbruder Konrad Maria stirbt wenige Stunden nach der Geburt. Bereits gut zweieinhalb Jahre zuvor waren seine Brüder Berthold und Alexander, auch sie Zwillinge, im Marstall des Stuttgarter Königshofes zur Welt gekommen. Die Eltern, Alfred Schenk Graf von Stauffenberg und Caroline Gräfin von Üxküll-Gyllenband hatten im Mai 1904 auf Schloss Greifenstein bei Heiligenstadt in Oberfranken geheiratet.

Die Schlösser Jettingen und Greifenstein, später auch das in Lautlingen und der Stuttgarter Hof des Königs von Württemberg geben uns einen Hinweis auf Stauffenbergs Herkunft. Die Familie entstammt einem aus der schwäbischen und fränkischen Ritterschaft hervorgegangenen uralten Adelsgeschlecht, dessen Ursprünge im schweizerischen Kyburg liegen und das im 13. Jahrhundert als Ministeriale (Mundschenken) in die Dienste der Grafen von Zollern eingetreten war. Ganz in der Nähe der Burg Hohenzollern befinden sich im heutigen Hechinger Stadtteil Stein die Überreste der im 16. Jahrhundert abgegangenen Stammburg der Stauffenbergs.

Das Schloss in Jettingen (links), in dem Stauffenberg zur Welt kam und das Schloss in Lautlingen, dem späteren Hauptsitz der Familie, in dem die Mutter Caroline Gräfin Stauffenberg während der dramatischen Ereignisse des Umsturzversuches 1944 wohnte und wo sie 1957 starb.

Seine Kinder- und Jugendzeit verbringt Claus am Königshof in Stuttgart und auf dem Landsitz der Familie, dem auf der Schwäbischen Alb gelegenen Schloss in Lautlingen. Der Vater Alfred stand seit 1899 als Stallmeister am Marstall des Königs von Württemberg im Dienst, bevor er ab dem Jahre 1908 Oberhofmarschall bei König Wilhelm II. wird und so am Stuttgarter Hof eine dominierende Stellung einnimmt.

Schon als Kleinkind wird Claus durch privaten Elementarunterricht auf die spätere Gymnasialzeit und das Studium vorbereitet. Bereits mit zweieinhalb Jahren sind die Kinder der Stauffenbergs in der Lage, das am königlichen Hof Gesprochene in deutscher und französischer Sprache gut zu verstehen, das umgangssprachliche Englisch kommt  wenig später dazu. Ab 1913 besucht Claus die private Elementarschule in Stuttgart und im Herbst 1916 kommt er in die Vorklasse des Gymnasiums in Stuttgart.

Die Brüder Stauffenberg beim Lesen als Schüler, rechts im Bild Claus

Zwei Jahre nach seinen Brüdern Berthold und Alexander tritt Claus im Jahre 1917 in das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart ein. Die Biografien berichten, dass er während dieser Schulzeit öfter krank, aber dennoch ein ausgezeichneter Schüler gewesen sei. Im Stuttgarter Gymnasium trifft er erstmals auf Mitschüler, die nicht dem Adelsstand angehören. Daraus ergeben sich jedoch keinerlei Besonderheiten, da Claus gegenüber allen Mitschülern gleichermaßen offen ist, was auch auf sein Verhältnis zu seinen Freunden im ländlichen Lautlingen zutrifft. In der Schule selbst werden von der Organisation des Schulbetriebs her keine standesgemäßen Unterscheidungen getroffen; Angehörige aller Stände sitzen in einer Klasse. In der gymnasialen Ausbildung lernt Claus Latein und Griechisch, dazu die Fächer Deutsch, Aufsatz, Literatur, Französisch, Geschichte, Erdkunde, Mathematik und Naturgeschichte. Neben der geistigen Ausbildung legt die Familie zugleich auch Wert auf die musische Heranbildung ihrer Söhne. So lernen die Brüder Stauffenberg zur gleichen Zeit Musik auf Klavier und Violine. Claus beginnt ab 1917 mit großer Hingabe das Cellospielen.

Der heranwachsende junge Stauffenberg durchlebt noch als Kind eine politisch umstürzende Zeit. In Europa tobt ein erbarmungsloser, auf die ganze Welt übergreifender Krieg und als gerade 13-jähriger erlebt er die Abdankung der Monarchie auch am Königshof in Stuttgart aus nächster Nähe mit.


Noch während seiner Gymnasialzeit erweckt bei Stauffenberg das Interesse an der Bündischen Jugendbewegung. Nach der 1920 erfolgten Ausrufung des „Bundes der Neupfadfinder“ tritt Claus dieser Organisation bei. 1923 kommt es zur ersten Begegnung der Stauffenberg-Brüder mit Stefan George (1868 – 1933), der seit der Jahrhundertwende der dominante Dichter in Deutschland ist. George ist geistiger Schöpfer einer Bewegung des „Neuen Reiches“ und einer konservativen Revolution. Der „George-Kreis“ fördert die Heranbildung einer jungen Elite zur Schaffung einer neuen Ordnung. Die Gedankenwelt des Dichters strahlt offenbar eine große Anziehungskraft auf den jungen Stauffenberg aus, der seinerseits zusammen mit seinen Brüdern auch einen bleibenden Eindruck bei George hinterlässt. Berthold, Alexander und Claus zählen für George zweifellos zum Kreis jener Elite, denen er  die Gestaltung der Zukunft Deutschlands zutraut. Von seinen Anhängern wird der Dichter ehrfurchtsvoll mit ›Meister‹ angeredet. Dies alles geschieht in einer Zeit, in der allgemein der Wunsch nach einer neuen starken Nation, einem neuen starken Deutschland um sich greift, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Versailler Vertrag von vielen als über die Maßen demütigend für Deutschland empfunden wird.

Claus und Berthold mit dem Dichter Stefan George im November 1924

„Die Beziehung zum Dichter-Führer George hatte damals den höchsten Rang. Die Stauffenberg-Brüder hatten sich einem geheimen Bund verschrieben, dessen Ziele ihnen höher standen als persönliche Beziehungen, der die Ergebenheit und Kraft des ganzen Menschen forderte und erhielt. Der Freundeskreis hatte, zumal für die Jüngeren, den Charakter der Verschwörung zur Schaffung des geheimen Deutschland.“ So resümiert der Stauffenberg-Biograph Peter Hoffmann die Kontakte der Stauffenbergs zu Stefan George.

Im Februar des Jahres 1926 legt Claus die Reifeprüfung ab. Sein Abiturzeugnis weist deutlich über dem Schnitt liegende Bewertungen aus. Wenige Jahre zuvor hatte er in einem Schulaufsatz Baumeister und Architekt als seinen Berufswunsch sehr ausführlich beschrieben. Nunmehr trägt er in der Anmeldeliste für das Abitur als Berufsziel ein: Offizier.


Die militärische Laufbahn Stauffenbergs führt ihn in den achtzehn Jahren bis zu seiner Ermordung zum bewährten Generalstabsoffizier im Rang eines Obersten. Dabei hatte es zunächst nicht danach ausgesehen, dass seine „zarte Gesundheit“ den Offiziersberuf ermöglichen würde. Schon in der Gymnasialzeit war Claus oft und lange krank. Auch nach seinem Eintritt in das Kavallerie-Regiment 17 in Bamberg am 1. April 1926 hat er zunächst mit größeren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die er mit Kuraufenthalten, vor allem aber mit seinem eisernen Willen angeht und schließlich vollständig überwindet.

Stauffenberg Motive, den Soldatenberuf zu wählen, gehen bis in die Kindheit zurück. Seinen Wunsch zu Beginn der 20er Jahre, Baumeister und Architekt zu werden, hatte er bereits damals mit der Bemerkung relativiert: „ob es anders kommt weiß ich nicht“. Sicher ist, dass Claus stolz auf die militärische Ahnenreihe in seiner Familie ist, insbesondere auf Gneisenau, der in der Familie von Üxküll-Gyllenband zu den Vorfahren seiner Mutter zählt. Doch das allein ist nicht ausschlaggebend. Der Stauffenberg-Biograf Peter Hoffmann führt zu den eigentlichen Motiven für Stauffenberg Entschluss aus: „Die Gründe für den Eintritt in die Reichswehr lagen aber tiefer. Stauffenberg wollte mit Menschen zu tun haben, erzieherisch bilden und formen, war sich auch seiner Begabung zum Führen bewusst. An George schrieb er: ›die tat‹ zeige sich eindringlich. Jahre später noch sagte er, er habe einen solchen Tatendrang gehabt, dass er zur Reichswehr gegangen sei.“

Die Reichswehr ist beim Eintritt Stauffenbergs eine reine Freiwilligenarmee, deren Stärke durch den Versailler Vertrag auf 100.000 Mann begrenzt ist. Die Entscheidung für die Kavallerie fällt leicht angesichts seiner Liebe zu Pferden und seiner Begeisterung für das Reiten. Stauffenberg durchläuft die in jener Zeit übliche Offiziersausbildung, absolviert die Infanterie-Schule in Dresden (1928) und die Kavallerie-Schule in Hannover (1929), die er mit dem Ehrensäbel für besondere Leistungen abschließt, wird am 1. Januar 1930 Leutnant, nimmt danach an verschiedenen Speziallehrgängen teil und wird im August 1933 zum Oberleutnant befördert. Wenige Wochen zuvor hatten die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht ergriffen und der bereits vom Alter geschwächte Reichspräsident von Hindenburg hatte Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Nicht allein der Name der Armee, in der Stauffenberg nun dient, hatte sich geändert, auch die Zweckbestimmung der Wehrmacht wurde nun grundlegend eine andere. Alles in Deutschland wurde anders.

Bild links: Claus und Berthold bei ihrer Mutter Caroline Gräfin Stauffenberg in Lautlingen 1928 Bild rechts: Claus Graf Stauffenberg bei einem Reitturnier in Heiligenhaus 1935

Stauffenberg steht der nationalsozialistischen Idee zunächst aufgeschlossen gegenüber. Sein damaliger Divisionskommandeur Generalleutnant von Loeper führt 1933 aus, Stauffenberg sei „ein unkompliziert fröhlicher, für sich einnehmender Mensch von hoher Intelligenz und angeborenen Führereigenschaften, ein in jeder Hinsicht lauterer Charakter“ gewesen; bei seinem ausgeprägten Nationalbewusstsein habe er, „wie die Masse unseres Offiziersnachwuchses […] den Schalmeien des Rattenfängers aus Braunau in Österreich zum Opfer fallen“ müssen. Man müsse unterscheiden zwischen dem überall propagierten „reinen Nationalismus“ einerseits, der im Interesse der Nation das Nationale mit dem Sozialen verbinden und damit den Klassenkampf im Volk ausschalten sollte, und dem Hitlerismus andererseits, „der ganz andere, diktatorische, machthungrige, verbrecherische Wege ging“; diesen habe Stauffenberg damals nicht erkannt.

Die Euphorie für das neue System hat Stauffenberg nur kurze Zeit erfasst. Bereits im Sommer 1933 zeigt sich seine innere Distanz zur Wirklichkeit des Nationalsozialismus, belegt vor allem durch seine Briefe an den Dichter und „Meister“ Stefan George. Das Positive im neuen Staat ist er bereit, anzuerkennen, zugleich beobachtete er die Entwicklung von einer „angemessen hohen Warte“ (P. Hoffmann).


Die bereits vor Hitlers Machtübernahme seit langem geplante Erweiterung der Reichswehr wird nun umgesetzt, bis zum Ende 1933 soll die Mann-Stärke verdreifacht werden. Stauffenberg ist in seiner Garnison in die praktische Umsetzung dieser Umstrukturierungen fest eingebunden. Mitten in dieser Zeit des Umbruchs heiratet Claus Graf Stauffenberg am 26. September 1933 Nina Freiin von Lerchenfeld in der Bamberger Sankt-Jakobs-Kirche, in Uniform und mit Stahlhelm – Hochzeit sei Dienst, hat er seine frisch Anvertrauten gegenüber gesagt. Noch am gleichen Tag reist das Paar zur Hochzeitsreise nach Rom ab. In Italien hält sich zu dieser Zeit auch Stefan George auf, allerdings in schlechtem Gesundheitszustand. Ende November wird sein Zustand als besorgniserregend eingeschätzt und nach und nach kommen alle aus dem Kreis um den Dichter nach Minusio bei Locarno, um den „Meister“ ein letztes Mal zu sehen, auch die Brüder Stauffenberg. Am 4. Dezember 1933 stirbt George in Locarno, worüber Claus von Stauffenberg tief erschüttert ist. Noch Jahre später zitiert er bei Gelegenheiten einzelne Verse des berühmten Lyrikers, die ihm Richtung in seinem Handeln und Verhalten geben.

Ab dem 6. Oktober 1936 wird Stauffenberg zur Kriegsakademie nach Berlin kommandiert. Mit seiner Frau Nina und den Söhnen Berthold Maria und Heimeran, geboren 1934 und 1936, wohnt er in der Waltharistraße 26 in Wannsee. An der Kriegsakademie absolviert er den Generalstabslehrgang, mitten im Lehrgang wird er zum Rittmeister ernannt und bereits am 1. August 1938 wird er in die erste Generalstabsverwendung kommandiert. Als 2. Generalstabsoffizier (Ib) einer leichten Division untersteht er Generalleutnant Erich Hoepner, der zu diesem Zeitpunkt bereits zum Kreis der militärischen Verschwörung gegen Hitler um Erwin von Witzleben gehört. Auch Stauffenbergs Bruder Berthold kommt als international angesehener Jurist in diesen Jahren in konkrete Verbindungen zum Widerstand um Helmuth James Graf von Moltke, mit dem er gemeinsam ab 1938 in einem Fachausschuss des Oberkommandos der Wehrmacht zusammenarbeitet. Erste aus innerer Überzeugung herbeigeführte Kontakte zu Widerstandskreisen knüpfte Berthold Graf Stauffenberg allerdings bereits im Jahre 1935. Er übt einen maßgebenden Einfluss auf seinen Bruder aus, sich aktiv an den konkreten Umsturzplänen des Militärapparats gegen Hitler zu beteiligen, was Claus Graf Stauffenberg letztendlich auch aus tiefster Überzeugung und selbstloser Entschlossenheit in die Tat umsetzt.

In der Zeit vor Ausbruch des Krieges im September 1939 aber ist Claus mit Leib und Seele Soldat und widmet sich mit größtem Engagement seinen dienstlichen Aufgaben. Er ist Offizier mit einem hohen Berufsethos, weil nach seiner Überzeugung der Armee im Staat eine überragende Rolle zukommt. Deutlich zum Ausdruck kommt diese Einstellung in einem Briefwechsel, den er noch vor dem Beginn des Krieges mit dem Generalstabschef der Heeresgruppe 2, Generalmajor Georg von Sonderstern, geführt hatte. Stauffenberg schreibt unter anderem: „Soldat sein, und insbesondere soldatischer Führer, Offizier sein heißt, Diener des Staates, Teil des Staates sein mit all der darin inbegriffenen Gesamtverantwortung.“ Nicht nur um den Ernst der Berufsauffassung des Offizierskorps gelte es zu kämpfen, sondern um Volk und Staat; das Offizierskorps sei die eigentliche Verkörperung der Nation und der wesentliche Träger des Staates. Im großen „völkischen Entscheidungskampf um Sein und Nichtsein der Nation“ werde dem Soldatentum die Verantwortung zufallen, die dem Offizierskorps von keiner politischen Organisation abgenommen werden könne. [Auszug aus der Biografie P. Hoffmann]

Stauffenberg als Offizier im Krieg: Bild links:  Stauffenberg (Dritter von rechts) als Ib (d.h. zweiter Generalstabsoffizier)zusammen mit seinem Divisionskommandeur Generalmajor von Loeper (links daneben) am Tag des Beginns des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 auf dem Gefechtsstand seiner Division in Neudorf an der polnischen Grenze. Bild rechts: Hauptmann i. G. Stauffenberg (links) mit Hauptmann i. G. Staedke, Hauptmann von Blomberg und Generalmajor Kempf am 13. Mai 1940 auf dem Gefechtsstand der 6. Panzer-Division vor Monthermé an der Maas während der ersten Tage des Westfeldzuges.

Stauffenberg nimmt als Generalstabsoffizier am Polenfeldzug (Anm.: Überfall auf Polen am 1. September 1939, Beginn des Zweiten Weltkriegs) teil und wird am 1. Juni 1940 als Major i. G. Gruppenleiter in der Organisationsabteilung des Generalstabs des Heeres, wo er sich als ausgezeichneter Organisator schnell einen Namen macht und sein offener, direkter und unkomplizierter Umgang mit anderen geschätzt wird. Sein neuer Arbeitsbereich bringt ihn auch in vielfältige Kontakte bis in den Kreis der höchsten militärischen Führung hinein. Dort sprechen sich seine ungewöhnlichen Kenntnisse in allen militärischen, wirtschaftlichen und strategischen Fragen schnell herum, so dass er selbst von dienstälteren und im Rang weit über ihm stehenden Offizieren oft um Rat gebeten wird. Ulrich de Maizière, der 1942 im Generalstab arbeitete, sagte, er habe nach Stauffenberg nie wieder einen jungen Generalstabsoffizier mit einer solchen Vertrauensstellung und einem solchen Einflussbereich im Generalstab erlebt.

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